Apotheken vor Ort sichern schnellen Zugang zu Arzneimitteln

SPD MdB Marina Kermer besucht Apotheke am Stadtsee in Stendal

Dr. Sänze erklärt Marina Kermer den schnellen Überblick über Arzneimittel-Wechselwirkungen in der Datenbank der Apotheke

Eines ist deutlich geworden: Apotheken stellen die schnelle, flexible und vor allem flächendeckende Versorgung der Bevölkerung an 365 Tagen des Jahres sicher. Und sie stehen für wohnortnahe und zeitlich flexible Arbeitsplätze vor allem für Frauen. Auch die Apotheke am Stadtsee in Stendal beschäftigt über 90 Prozent Frauen, einige davon auch in Teilzeit. Darüber konnte sich am Montag (5. Dezember 2016) die SPD-Bundestagsabgeordnete Marina Kermer vor Ort überzeugen. Doch diese Arbeitsplätze geraten unter Druck, sollten europäische Versandapotheken dauerhaft mit Boni auf verschreibungspflichtige Medikament locken dürfen. Denn der Apotheke vor Ort würden perspektivisch wichtige Umsätze fehlen und sie könnte dauerhaft nicht alle Arbeitsplätze garantieren. Dabei haben sich die Vor-Ort-Apotheken bisher sehr intensiv um die Patienten in der Apotheke gekümmert. „Wenn jetzt Patienten ihre Dauermedikamente im Internet bestellen und wir nur noch einen kleinen Rest der Akutversorgung vor Ort an unsere Patienten abgeben, dann wird es auf lange Sicht keine wohnortnahe Arzneimittelversorgung und keine Apotheke in kleineren Ortschaften mehr geben“, zeichnete Dr. Jens Uwe Sänze bestimmt kein übertriebenes Bild. Marina Kermer sagte: „Gerade für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum sind Apotheker wichtige Ansprechpartner für die Patienten. Daher brauchen wir die Apotheken vor Ort auch in Zukunft.“

Kermer ist Mitglied im Bundestags-Ausschuss für Gesundheit und zeigte sich bei ihrem Apothekenbesuch sehr offen für die Anliegen des Apothekers. Sie verstand, warum sich Dr. Sänze als Vertreter der regionalen Apotheker der Altmark über das Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 19. Oktober 2016 Sorgen macht. Laut Gerichtsentscheid sind ausländische EU-Versandapotheken, im Gegensatz zu deutschen Apotheken, nicht an das deutsche Arzneimittelpreisrecht gebunden. So könnte sich schon bald die Arzneimittelversorgung zu einem Spekulationsobjekt ausländischer Kapitalgesellschaften entwickeln, befürchtet Dr. Sänze. „Wenn Arzneimittel nur noch über den Preis definiert werden, verlieren insbesondere kleinere Apotheken ihre Existenzgrundlage und müssen schließen. In der Konsequenz wird die flächendeckende, leicht erreichbare und wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung gefährdet“, machte er der Abgeordneten deutlich. Einen Qualitätswettbewerb muss keine Apotheke fürchten: Denn in Fragen zu Geschwindigkeit und Verlässlichkeit und Beratungsleistung unabhängig vom Preis und Rentabilität kann kein Versandhandel mithalten.

Marina Kermer versprach beim Abschied sich für das Anliegen der deutschen Apotheker einzusetzen und die vorgetragenen Argumente dafür, dass der Versandhandel auf das europarechtlich gebotene Maß zurückgeführt wird, in die politische Diskussion einzubringen. 

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